Machu Picchu

5 april 2017 - Machu Picchu, Peru

Vor etwa 2 Wochen begannen wir, uns den Vorbereitungen unseres Machu Picchu- Besuches zu widmen. Wir wollten gerne auf "effizientem Wege" dieses Highlight besuchen, und verzichteten deshalb auf eine der vielen mehrtägigen Touren, welche einen dahin bringen. Allerdings ist dies wohl eine Fehlentscheidung gewesen... Der Kauf des Eintrittstickets hat uns neben der üblichen Summe Geld auch einen Haufen Nerven gekostet: Die offizielle Website funktioniert nicht auf dem Smartphone, die Tage, die wir bevorzugten waren für den anliegenden Berg bereits ausgebucht. Okay, wir wählten einen anderen Tag wo noch 2 Plätze frei waren, klickten auf "reservieren" und erhielten eine Bestätigungsmail mit dem Inhalt: "bezahlen bitte in den nächsten drei Stunden mit Visa-karte oder in einem unserer Büros in Peru". Wir sassen in La Paz (Bolivien), es war 23h, und wir haben eine Mastercard... Wir suchten eine andere Ticket- Website, das ist allerdings nicht einfach, denn es gibt viele Fake-Websites (=Geld weg und kein Ticket).

Für die Suche nach dem besten Anreiseweg hatten wir schliesslich nicht mehr sehr viel Energie und gaben uns etwas allzu rasch zufrieden...mit einem Bus+Zug-Ticket für welches wir etwas tiefer als erwünscht ins Portmonnee greifen mussten. "Peru-Rail" hats wohl gefreut. Wir ärgerten uns allerdings im Nachhinein noch öfters über diese Kurzentschlossenheit; es hätte eindeutig günstigere gute Optionen gegeben...

Cusco liegt in Peru, etwa 6 Busstunden nordwestlich des Titikakasees. Die Stadt war zur Inkazeit die Hauptstadt des Inka-Imperiums "Tawantinsuyu", welches von Südkolumbien bis Zentralchile reichte. Die Inkas nannten Cusco ganz unbescheiden "Zentrum des Universums". Das wunderschöne Stadtzentrum besteht aus vielen Kolonialbauten, welche auf den bestehenden Inkamauern errichtet wurden. In der Umgebung von Cusco befinden sich viele Ruinen aus der Inkazeit. Machu Picchu ist dabei die besterhaltenste und bekannteste.
Nach zwei Tagen Cusco (über die ich gerne im nächsten Blog berichte) traten wir also die teure Bus- und Zugfahrt an Richtung Machu Picchu. Man fährt dabei dem "heiligen Tal" des Urubamba-flusses entlang hinunter. Dabei wird die Landschaft bald wärmer und feuchter. Aus den grossen Panoramafenstern unseres Luxuszuges genossen wir die Aussicht auf den Regenwald und den reissenden, braunen Fluss. Übrigens ist Letzterer bis anhin das Einzige was wir mitgekriegt haben von den übermässig starken Regenfällen, Überschwemmungen und Erdrutschen, welche Peru (v.a. Nordperu und Küste) in der letzten Zeit erlitten hat.
Wir erreichten bald Aguas Calientes, das Dorf im Tal, unterhalb des Berggrates, worauf Machu Picchu erbaut wurde.

Auf dem Blog meines werten Bruders Rafael findet man eine Anleitung, wie man morgens die allererste Person in Machu Picchu sein kann. Die Voraussetzungen dafür sind allerdings sehr frühes Aufstehen und eine super Kondition. Wir entschieden uns für eine etwas softere Variante. Es ist ja jetzt auch Regenzeit, die Chance auf einen prächtigen Sonnenaufgang ist klein und die 2500 täglichen Tickets sind kaum ausverkauft.
So marschierten wir am Montagmorgen um 4h30 los, erreichten die Brücke um 4h50 und warteten bis diese um 5h öffnete. Dann begannen wir gemeinsam mit wohl etwa 200 anderen Tapferen den steilen Aufstieg durch den dunklen Dschungel. Als wir um rund 6h den Eingang erreichten waren wir immerhin noch "bei den ersten". Sogleich suchten wir eine Anhöhe und genossen den Blick auf die Ruinen. Dabei kam auch die Sonne hinter den Wolken hervor.
Machu Picchu liegt auf einem Berggrat auf 2430müM zwischen zwei Bergen; dem Huayna Picchu, welchen man typischerweise auf den Fotos sieht, und dem Machu Picchu Mountain. Die Ruinenstadt ist aus verschiedenen Gründen faszinierend. Die meisten Ruinen der ehemaligen 1000-Einwohner-Stadt sind in einem sehr guten Zustand. Dies auch in Zusammenhang mit der schwierigen Erreichbarkeit, wodurch die Stadt den spanischen Invasoren verborgen blieb. Und schliesslich war die Stadt bereits zu Zeiten der Inka eine besondere, heilige Stadt, wo Priester lebten und wichtige Zeremonien stattfanden. Darum wiederum wurde die Stadt wohl an diesem abgelegenen Ort erbaut.
Der eine Teil der Stadt besteht aus einem terrassierten Berghang, wo die Inka Gemüse und Getreide pflanzten, um die Bewohner zu ernähren. Auf der anderen Seite der Stadtmauer befinden sich mehrere Tempel, das Haus des Herrschers, ein mehrstufiger heiliger Brunnen und viele Häuser für die Arbeiter. Dabei erkennt man die wichtigen Gebäude an den exakt geschliffenen, ineinander gepassten Steinen, welche zementfreie und erdbebensichere Mauern bilden. Für die Arbeiterhäuser und Vorratskammern hat man sich etwas weniger Mühe gegeben.
Auf einer Anhöhe in der Stadt befindet sich ein seltsam geformter Stein, welcher als Sonnenuhr gedient haben könnte.

Nachdem wir uns einen ersten Überblick verschafft hatten, wurde es Zeit für die Besteigung des Huayna Picchu Bergs. Unser mit Mühe ergattertes Eintrittsticket war nämlich nur von 7h-8h gültig. Wir begannen die Besteigung um 7h30, suchten aber als Erstes einen diskreten Picknickplatz (essen innerhalb des Parks ist offiziell verboten) und assen endlich ein rechtes Frühstück.
Das war auch nötig, denn der Aufstieg zum Berg war erneut steil. Wenn selbst Tamar die Tritte hoch findet, wie müssen dann die kleinen Inkas geschwitzt haben!
Die Aussicht vom 2700müM Huayna Picchu war hingegen prächtig!

Für den Abstieg war uns ein Umweg empfohlen worden, welcher am "amazing" Mondtempel vorbeiführt. Ich dachte: Umweg= weiterer Weg dafür weniger steil. Leider war das Gegenteil der Fall: Erst ging es eine Stunde extrem steil hinunter bis zum "amazing" Mondtempel, und dann wieder steil hinauf. Als auch noch der Regen einsetzte, wurde der Weg zurück nach Machu Picchu zur Strapaze.
Nach einem teuren Mittagessen unter den Schirmen der übervölkerten Snackbar versammelten wir nochmals unsere Kräfte, um uns die Ruinen genauer anzuschauen. Glücklicherweise hörte der Regen wieder auf und wir spazierten, treppauf, treppab von Tempel zu Tempel.
Um 16h45 verliessen wir die magische Stadt und erreichten Aguas Calientes bei Einbruch der Dunkelheit. Bereits um 21h15 schlief Tamar "wie ein (heiliger) Stein".

Fazit: Machu Picchu ist wirklich sehr beeindruckend und steht zurecht auf den ersten Plätzen der Südamerika- Sehenswürdigkeiten! Leider aber fühlt man auch, dass sie das Geld der Touristen nehmen wo sie können. Und wie immer frägt man sich, welchen Anteil des Geldes bis zu den Menschen gelangt, die es so dringend brauchen...

Am Folgetag fuhr unser Zug zurück nach Cusco erst um 17h. Wir fanden den perfekten Zeitvertreib in einem Massage- und Beautysalon, wo unsere schmerzenden Muskeln durchgeknetet und unsere seit Wochen strapazierten Füsse von ein paar Kilo Hornhaut befreit wurden.


PS: übrigens ist es inzwischen 21:30h und der Zug steht noch stets im Bahnhof: Erdrutsch, Geleise verschüttet...

Foto’s